Letzter Update: 13. Januar 2004
Hochseefischen vor Mombasa
Unser fünfter Tag in Kenia
Pünktlich um acht, direkt nach dem Frühstück, das wie gewohnt fad und fantasielos war, standen wir vor dem Büro von Willi, dem Tourist Officer. Willi war natürlich noch nicht da. Na ja, warten ist hier ja üblich. In der Zwischenzeit frage ich schon mal in der Küche nach, ob Willi wenigstens die Lunch-Boxen organisiert hat. Erstaunlicherweise ja.
Als Willi nach 15 Minuten noch nicht da ist, geh ich mal zur Tauchbasis und schau nach dem Kapitän des Bootes. Der ist da, weiß aber von nichts, seine Crew ist auch nicht da. Er ist aber bereit, den Matrosen irgendwie hierher zu bringen. Es kann aber etwas dauern. Klar, Zeit haben wir ja genug.
In der Zwischenzeit hat Tanja die Aufmerksamkeit des Hotelmanagers erregt und erzählt ihm von unserem "Glück" mit Willi. Er kennt das schon und erklärt uns, dass es keinen EInfluss auf seine Einstellung gehabt hat. Willi hat eine Woche in Mombasa beim African Safari Club ein Training gemacht und ist nun hier im Sea Horse für das Tourist Office verantwortlich. An der Stelle, an der er möglichst viele Reisende verärgern kann.
Zusammen mit dem Kapitän organisierte der Manager dann, dass der Matrose mit einem hoteleigenen Bus abgeholt wurde. Um zehn war es dann so weit, wir konnten los und in See stechen.
Unser Boot war ein typisches Boot für's Hochseefischen, rund 10 Meter lang.
Nach dem Ablegen ging es erstmals ein kleines Stück den Kifili River hinunter und nach etwa einem Kilometer ereichten wir dann die offene See.
Es ging vorbei an Fischerhütten, Fischern in ihren Booten und kurz vor der offenen See gab es noch ein kleines Wettrennen mit einem Segelboot, das auch von Touristen gemietet war und das, durch die steife Briese, ziemlich schnell war. Aber, unser Schiffsdiesel war letztendlich dann doch schneller.
Aber es gibt nicht nur ärmliche Hütten am River, je näher es in Richtung Küste ging, um so prachtvoller wurden die Villen, die ausländische und einheimische Geschäftsleute hier erbaut haben.
Rechts ist eines der vielen Beispiele zu sehen. Das ist etwas, was man überall in den Dritte Welt Ländern finden kann. Reichtum und bittere Armut leben dicht beieinander. Man schaut sich also quasi direkt auf den Teller, allerdings nicht auf den Teller der Reichen.
Unten sind ein paar Bilder vom Kifili River zu sehen.
Mittlerweile war es so weit, der Matrose, die "Crew", hat die 6 Angeln vorbereitet, Um sie sich nicht verheddern zu lassen, gab es an den Seiten des Bootes jeweils einen Ausleger, mittels dessen die Schnüre rechts und links am Boot geführt werden, eine Schnur wurde von oben am Boot geführt und eine mittels eines Senkbleis (Down rigger) auf Tiefe gesetzt. Die verbleibenden beiden Angeln gehen einfach nach hinten heraus.
Die Zeit vergeht, wir sehen Möwen, Wasser, Horizont aber ansonsten nichts. Nach 2 Stunden treffen wir einen anderen Hochseeangler, der schon seit Stunden unterwegs ist und noch nichts gefangen hat. Unsere Zuversicht, etwas zu fangen, schwindet.
Eine kleine Abwechslung sind Delphine, die wir sehen und unser Skipper dreht ab, denn Delphine wollten wir ja auf keinen Fall angeln. Etwas später haben wir ein Erlebnis der besonderen Art. Ein Walhai schwimmt ganz ruhig an unserem Boot vorbei. Dieser ist nur ein "kleines" Exemplar dieser größten Haiart, nur etwa 6-8 Meter lang. Leider ist der Walhai auf den Fotos nur als Schatten zu sehen, darum habe ich darauf verzichtet, eines einzustellen. Wenn ich das geahnt hätte, dann hätte ich die Unterwasserkamera und Brille und Schnorchel mitgenommen. So bleibt nur die Erinnerung an diese Begegnung.
Kurze Zeit später dann doch, eine der Angeln biegt sich durch. Schnell bin ich an der Angel und fange an, sie einzuholen. Da, kein Zug mehr an der Leine. Eingeholt und ein dummes Gesicht gemacht. Am Haken hängt der Magen und die Sepiaschale eines Tintenfisches, der sich wohl irgendwo festklammern konnte und sich eher von seinen Eingeweiden trennen wollte, als an Bord gezogen zu werden.
Das Warten geht weiter. Kurze Zeit später wieder ein Ziehen an der Angel und die Rolle gibt Schnur frei. Ich übernehme sofort sie Angel, setze mich in den dafür vorgesehenen Stuhl und bin machtlos. Ein Einholen der Schnur ist immer nur für ein paar Meter möglich, dann zieht der Fisch wieder gegen die Bremse und spult wieder mehr ab als ich aufgespult habe. Es ist wirklich schwer, dieses Anziehen der Angel und wieder aufspulen beim Zurückgeben. Es dauert einige Minuten, die Muskeln fangen an zu schmerzen, das muss ein ziemlicher Brocken sein. Plötzlich Schluß. Wieder ist kein Widerstand an der Angel zu spüren. Eingeholt und die Schnur begutachtet, glatt abgebissen, nicht gerissen. Der Matrose meint auch, dass das ein ziemlich großer Fisch gewesen sein muss, da die Angelschnur ja hinter dem Stahlvorfach abgebissen war, das bedeutet, dass vom Maul bis in den Magen mindestens 50 - 60 cm gewesen sein müssen.
Enttäuschung ist nicht das richtige Wort für meine Gefühle. Frust kommt dem schon näher, seit 3 Stunden auf See und noch nichts gefangen.
Tanja und ich machen uns über das erste Lunchpaket her. Wie erwartet, fad und geschmacklos.
Kurze Zeit drauf ist wieder etwas an der Angel. Diesmal soll Tanja ihr Glück versuchen, denn sie war es ja, die diesen Ausflug wollte.
Nach einem fünfminütigen Kampf mit dem Fisch ist dieser dann endlich an Bord. Ein Thunfisch von ca. 50 - 60 cm. Vielleicht gibt es für mich ja auch noch eine Chance.
Nach einer Weile kommt dann meine Chance. Kann nicht viel sein, die Angel lässt sich fast widerstandslos einholen. Das Ergebnis ist nebenan zu sehen, ein Kleiner. So klein, dass der Matrose ihn als Köder für eine Angel präparierte. Man kann auf dem Bild aber ganz gut die Größe der Angelhaken erkennen. Wir beschließen, ihn nicht zu zählen und dass der nächste Fang dann doch noch für mich sein soll.
Es dauert nicht lange, dann ist es so weit. Ran an die Angel, in den Stuhl und den Fang eingeholt. Endlich habe ich auch einen Thuna, etwas kleiner als Tanjas Fisch, aber immerhin.
Wir hatten noch etwas mehr Erfolg, 2 weitere Thunfische gingen an unsere Angeln. Kein riesiger Fisch aber immerhin. Da wir es den Fischen nicht antun wollten, in der Küche des Sea Horse verdorben zu werden, überließen wir die Fische dem Matrosen. Der hat sie bestimt zu Geld gemacht. So hat er noch ein kleines Zubrot zum Trinkgeld.
Irgendwann wurde es dann auch immer windiger, die Wellen waren teilweise 2 Meter hoch und da wird es dann schon etws ungemütlich auf so einem kleinen Boot. Auf den kleinen Booten der Fischer, die auch hier auf der offenen See zu finden sind, ist es bestimmt noch ungemütlicher. Da möchte ich jetzt nicht drauf sein.
Unsere Zeit auf dem Boot war auch bald abgelaufen, also wurde kehrt gemacht und es ging zurück in Richtung Kifili River und zum Sea Horse. Der Matrose holte die Angeln ein und verstaute die Haken und Köder und schon waren wir auch an der Station.
Schnell von Bord und noch ein Erinnerungsfoto von unserem Fang gemacht.
Der Nachmittag diente dann der Entspannung am Pool und einem kleinen Rundgang an der Lagune, wo uns die Beach-Boys natürlich versuchten Andenken, Bootstouren oder Safaris anzudrehen. Sorry, kein Bedarf, zumal die Bootstouren oder Safaris oft nur in der Fantasie der Beach-Boys existieren und schon mancher Tourist so sein Geld losgeworden ist, ohne eine Gegenleistung zu erhalten.
Nach dem Dinner noch ein Bier und ins Bett. Morgen ist die Rundfahrt durch Mombassa angesagt. Der Ventilator macht übrigens wieder mordsmäßigen Krach und wird also zum Schlafen wieder ausgeschaltet.
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© Ulrich Hoffmann 2004