Letzter Update: 05. Januar 2004
Heia Safari
oder
Elefanten ohne Ende
Unser zweiter Tag in Kenia
Morgens um vier klopft es an der Tür unserer Unterkunft. In Europa ist es jetzt erst zwei und die Anreise steckt uns noch in den Knochen. Durchgeschwitzt, der Ventilator macht Krach wie ein Hubschrauber und wurde deshalb abgeschaltet, öffne ich die Tür. Draußen steht ein Guard und lässt sich das Wecken auch noch quittieren. Was es so alles gibt!
Schnell Tanja geweckt und unter die Dusche. Da wir recht nah am Hauptgebäude sind, ist das warme Wasser schon nach zwei bis drei Minuten da. Andere Reisende, die weiter entfernt Richtung Eingang wohnen sind der Meinung, die hätten kein warmes Wasser, ich vermute, sie haben nur keine Geduld.
Schnell noch die am Vorabend gepackte Reisetasche, die Kamera und die Videotasche genommen und ab zum Frühstück. Eine Zumutung aber immer noch besser als nichts. Der Kaffee schmeckt, ich weiß zwar nicht wie Abwaschwasser schmeckt, aber so muss es schmecken. Also zu Tee gewechselt.
Pünktlich um fünf geht es mit einem Kleinbus los. Mit uns fährt noch ein junges Paar aus Ungarn und ein Paar aus Italien. Leider sprachen die Italiener kein Wort Englisch, so dass die Kommunikation mit ihnen nicht so einfach war.
Nach nur einer Stunde Fahrt kamen wir auch schon in Mombasa an. Eigentümlicherweise am Flugplatz. Wir waren ziemlich erstaunt, denn laut Plan sollte die Hinreise zum Tsavo Nationalpark mit dem Safaribus erfolgen und die Rückreise mit dem Flugzeug. Aber da der Fahrer gesagt hatte, er hätte den Auftrag, uns hier abzusetzen und da bei manchen Safaris im Prospekt steht, dass sie auch in umgekehrter Reihenfolge durchgeführt werden, haben wir uns in unser Schicksal ergeben und gewartet.
Noch mehr erstaunte uns, dass außer diesem kleinen Kerl niemand da war, um uns weiter zu betreuen.
Außer ihm standen noch zwei Flugzeuge herum, die aber noch nicht so aussahen, als seien sie abflugbereit.
Nach nur einer Stunde erschienen auch schon die ersten Flughafenangestellten und fingen behutsam an, geschäftig herum zu wirken.
Nach einer weiteren halben Stunde erschien ein Bus mit weiteren Reisenden. Das machte uns dann doch wieder Hoffnung, richtig zu sein.
Um acht Uhr erschien dann ein Busfahrer und fragte nach den Gästen für die Tsavo Royal Safari. Das waren wir! Er meinte nur, dass unser Fahrer seit 2 Stunden am Hotel Flamingo Beach auf uns wartet. Dass wir hier seit 2 Stunden auf unsere Weiterfahrt warten hat ihn nicht interessiert..
Also auf in den Bus und die paar Kilometer zum Flamingo Beach gefahren. Dort wartete auch schon unser Guide mit seinem Toyota HiAce, der auch schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatte. Umgestiegen und schon ging's los.
Die rund 200 Kilometer zum Tsavo Ost schafften wir in gut 4 Stunden. Das lag wahrscheinlich an den letzten 50 km, die neu asphaltiert waren, der Rest war in dem gewohnten schlechten Zustand, der eigentlich nur mit Geländewagen befahren werden kann
Kurz vor dem Park gab es noch einen kleinen Zwischenhalt für Toilettengang und der Möglichkeit, etwas zu trinken und natürlich Andenken zu erwerben. Hierbei handelt es sich in der Hauptsache um Holzschnitzereien, die hier vor Ort hergestellt werden.
Unser Guide fragte die Gruppe, ob wir Interesse hätten, auch noch ein Masai Dorf zu besichtigen. Kam uns irgendwie bekannt vor, "Isse ganze privat". Wir wollten ja eigentlich nicht, aber da die Gruppe wollte, haben wir uns zurück gehalten. Also auf ins Masai Dorf.
Am Eingang erwartet uns ein junger Masai, der uns erklärt, dass der Häuptling gegen Entrichtung eines kleinen Obulusses in Höhe von 200 Kenia Schilling pro Person, je nach Wechselkurs 2 - 2,50 Euro, uns gern durchs Dorf führen lässt. Fotografieren und Filmen ist kein Problem. Also die Schilling abgedrückt und hinein ins Dorf.
Obwohl die Masai sehr hoch gewachsen sind, war der Eingang zum Dorf höchstens einssiebzig hoch, also bücken.
Die Bilder zeigen ein paar Eindrücke. Beim Anklicken öffnet sich ein neues Fenster mit einer Vergrößerung.
Im Dorf wurde uns alles gut erklärt. Besonders der Hausbau, der mittels Ästen und Kuhdung erfolgt. Mitten im Dorf war aus Dornengestrüpp ein Ferch für die Rinder angelegt, damit sie vor Löwen sicher sind.
Interessant war auch, was uns dann den ganzen Urlaub hindurch begleitete, Männer wurden Papa und Frauen wurden Mama genannt. Papa musste dann natürlich auch beweisen, das er mit dem Masai Feuerzeug, einem ovalen Stück Hartholz und einem Weichholzstab, Feuer machen kann. Natürlich habe ich mir so ein "Feuerzeug" für 100 Schilling als Andenken mitgenommen. Aber ganz ehrlich, für Raucher ist das ziemlich unpraktisch, denn wer hat schon immer trockenes Gras in der Tasche?
Zum Abschluss gab es dann die Gelegenheit, sich mit "Masaischmuck" einzudecken. Haben wir aber unterlassen, das mag ja in Afrika noch nett aussehen, in Europa wirkt das selbst bei kleinen Kindern lächerlich.
Dann endlich ging es weiter zum Park. Unterwegs sahen wir dann auch unseren ersten Elefanten, leider als Kadaver. Er war wohl von der Eisenbahn erwischt worden.
Der Tsavo Nationalpark ist mit einer Fläche von 20.800 Quadratkilometern, in etwas der Fläche von Hessen, der fünftgrößte Nationalpark in Afrika. Er unterteilt sich in Tsavo Ost mit 11.700 km2 und Tsavo West mit 9.100 km2. Insgesamt gibt es rund 2.000 km befahrbare Wege (Dirttracks). Allerdings ist in Tsavo Ost nur ungefähr ein Drittel der Fläche für Besucher freigegeben, nämlich der Teil südlich des Galana Rivers. Der Eintritt kostet 27 Euro pro Person und Tag, die Dreitageskarte kostet 69 Euro. Da wir unseren Obulus schon bei der Buchung entrichtet haben, geht es zügig in den Park.
Schon nach ein paar hundert Metern sind die ersten Tiere zu sehen. Alles zu beschreiben wäre unmöglich. Schaut Euch einfach die Bilder an, sie geben einen kleinen Eindruck von der Tierwelt im Park.
Elefanten, hier im Tsavo Ost berühmt für ihre rote Färbung, die von dem roten Sand herrührt, sahen wir ohne Ende. In Tsavo Ost soll es noch rund 6.500 davon geben. An unserem ersten Tag sahen wir bestimmt 1.000 von ihnen. Im Prospekt stand was von: "Wenn sie Glück haben, sehen sie vielleicht unsere berühmten roten Elefanten". Das wir wirklich Glück mit den Elefanten hatten, bestätigte uns später unser Führer und auch an den beiden nächsten Tagen sahen wir zwar noch viele Elefanten, aber bestimmt nicht mehr als 100 - 200.
Antilopen und Gazellen ohne Zahl. Zahlreiche Warzenschweine und natürlich Paviane. Besonders angetan haben es mir die Dik-Dik Antilopen. Diese kleinste Antilopenart, ungefähr so groß wie ein Rehpinscher, war überall dort zu sehen, wo ein paar Büsche zusammen stehen.
Mittagessen gab es dann in Karibu Red Elephant Lodge. Nichts besonderes aber wesentlich besser als im Sea Horse. Nach dem Essen ging es wieder auf Pirsch in den Park.
Da die Regenzeit gerade vorbei ist, ist die Landschaft auch in ein sattes Grün getaucht.
Und weiter geht es über die Pisten, die durch ihre rote Färbung die Landschaft durchschneiden. Der Rote Staub ist mittlerweile überall. Besonders wichtig ist hier ein Set zur Kamerareinigung. Wer von der klassischen Kleinbildfotografie kommt, der hat garantiert Staubpinsel und Linsenreiniger mit dabei. Wer hingegen mit der DigiCam kommt und nicht an solche Kleinigkeiten gedacht hat, der hat eindeutig das Nachsehen. Zu leicht ist die Linse mit einem Taschentuch verkratzt.
Interessant war auch, dass wir hier in Kenia einen Weißkopfadler sehen konnten. Unser Guide meinte, dies sei auch der Grund dafür, dass die USA Kenia boykottieren würden, weil die Kenianer eben auch noch Weißkopfadler hätten.
Irgendwie kann ich das nachvollziehen, denn als die Gründungsväter der heutigen USA sich nach einem Wappentier für ihr Land umgesehen haben, suchten sie eines, dass es nur in Amerika gab. Sie fanden den Weißkopfadler. Typischer Fall von Denkste!
Aber hier kommen die Bilder vom Nachmittag.
Zum Abschluss, kurz vor der Crocodile Lodge, sind folgende Bilder entstanden:
Am späten Nachmittag erreichten wir dann das direkt am Galana River gelegene Crocodile Camp. Hier wurden wir nicht, wie im Prospekt angegeben, in klimatisierten Zelten sondern in festen Bungalows untergebracht. Wir hatten nichts dagegen. Die Bungalows waren sauber und zweckmäßig eingerichtet. Der Ventilator lief leise und daher konnten wir ganz gut auf die Klimaanlage verzichten.
Die ganze Lodge machte einen wohlorganisierten, sauberen Eindruck. Das Essen war hervorragend! Die Kellner freundlich und der Leiter des Camps, ein Österreicher, erklärte uns die Besonderheiten und einiges über Tsavo.
Nach dem Abendessen ging es dann zur Attraktion des Camps, der Krokodilfütterung. Das Camp liegt direkt am Galana River und der Abschluss zum Fluß wird durch eine Mauer gebildet. Hier werden jeden Abend Krokodile gefüttert. Es sind keineswegs "zahme" Krokodile. Es sind wildlebende aus dem Fluß, die seit Jahren jeden Abend hier gefüttert werden und auch pünktlich um 21 Uhr zur Fütterung erscheinen. Die Fütterung wird von einem der Kellner durch klappern mit einem Teller auf der Mauer angekündigt. Die Krokodile werden sogar mit Namen aufgefordert zu kommen. "Gaddafi koooomm!", der Manager des Camps erklärte uns später, dass sie die Krokodile alle voneinander unterscheiden können, auf Grund besonderer Körpermerkmale wie z. B. einem fehlenden Vorderfuß oder einer Narbe über dem Auge.
Während wir im Camp waren, kamen nur 3 bis 4 Krokodile zur Fütterung. Grund sei das Ende der Regenzeit, durch den hohen Wasserstand des Flusses würden viele Kadaver angeschwemmt und die Krokodile hätten genügend Futter, erklärte uns der Manager. Entsprechend träge waren auch dann die Krokos, die zur Fütterung kamen.
Anschließend noch ein Bier und dann ins Bett, der Tag war anstrengend und morgen geht's wieder um sieben Uhr los.
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© Ulrich Hoffmann 2004